Behausungen | Hüllen

Christine Huss, Mixed Media
Elisa Stützle-Siegsmund, Keramik

22. April – 20. Mai 2023

Eröffnung: Freitag, 21. April 18:00 Uhr
Einführung: Susanne Meier-Faust, M. A.

Behausung
Im Bedeutungsfeld „Behausung“ kreuzen sich Assoziationen, die von Natur zu Kultur, von Geschichte zur Gegenwart zu Utopien der Science Fiction führen. Behausung ist Hülle, bewohnt oder verlassen. Sie ist Heimat, Schutz und Beschränkung.


Feld I: Natur, Leib
Waben, Bienenstöcke, organisch gebaut oder in strenger Geometrie, geschützter Ort für den Erhalt der Gemeinschaft, von dem die Individuen ausschwärmen, in den sie zurückkehren. Schmetterlinge, die ihre Hüllen hinter sich lassen, wenn ihre Entwicklung abgeschlossen ist, um sich frei in Licht und Luft zu bewegen. Eine historische
Vorstellung: Der Schmetterling als Symbol der menschlichen Seele, die den Leib, die enge Hülle, verlässt, um zum Himmel aufzusteigen. Der weibliche Körper als Behausung des Ungeborenen. Der Körper als Verortung des Selbst.


Feld II: Wohnen
Das Menschenrecht auf Wohnen wird aktuell von vielen Seiten bedrängt. Wohnraum wird als Spekulationsobjekt betrachtet (Betongold) und vielen Menschen bezahlbarer Wohnraum vorenthalten. Dagegen bildet sich aktuell massiver Widerstand. Die Ballung der wachsenden Bevölkerung führt zu Mega-Cities. Es verlieren durch den Klimawandel und Kriege Millionen Menschen ihr zuhause und werden zu Migranten,
deren Behausungen häufi g provisorische Lager werden, die sie nicht mehr verlassen können. Ungebremstes Bauen zerstört unsere Lebensgrundlage. Wohnen führt auch zu Vereinzelung. Durch die Ausgehverbote in der Coronaepedemie wurde für viele die schützende Wohnung zum Gefängnis, was Vereinsamung und Depression beförderte. Klar wurde, wie sehr der Mensch ein soziales Wesen ist, der mit vielerlei Fäden mit anderen verbunden ist.


Feld III: into the future?
Je größer die Probleme auf unserem Planeten werden desto mehr kommen wieder die alten Ideen der Science Fiction auf, die Erde in Richtung des Weltraums zu verlassen um dort eine neue Behausung zu fi nden, im Raumschiff oder auf anderen Planeten. Diese Weltraumprojekte erscheinen jedoch eher als Flucht einiger Auserwählter vor sich selbst unter gigantischer Vernutzung und Vermüllung des Planeten. Stanislav Lem hat sich gefragt, was und wer wir wohl sein könnten in der gigantischen Leere des Weltalls. Letztendlich bleibt wohl als größte Utopie die Erhaltung einer bewohnbaren Erde.